Die Geschichte des Pfandleihhauses – von der Antike bis heute

Die historische Entwicklung des Pfandhauses

Das Konzept der Pfandleihe, Schmuck und andere wertvolle Gegenstände gegen einen Kredit zu beleihen, existiert bereits seit der Antike. Im Mittelalter entwickelte sich der Besuch einer Pfandleihe für große Teile der Bevölkerung zur einzigen Gelegenheit ein Darlehen zu erhalten, da das Banken- und Kreditwesen wie Wir es heute kennen erst später entstand. Mit dem Verbot des Zunfteintritts für die jüdische Bevölkerung war es diesen nicht gestattet ein Handwerk zu erlernen und auszuüben was dazu führte, dass sich viele im finanziellen Sektor niederließen, unter anderem in Pfandleihen. Mit Beginn des dreißigjährigen Krieges endete vorerst die Blütezeit der Pfandleihen. Auf Grund der herrschenden Armut und horrenden Zinsen seitens der Pfandleihen eröffneten Franziskanermönche eigene Leihhäuser, um so der Bevölkerung den Zugang zu Geld zu erleichtern.

Renaissance des Pfandsystems im 20. Jahrhundert

Anfangs des 20. Jahrhunderts übernahmen Pfandhäuser Funktionen ähnlich der heutigen Kreditinstitute. Gegen Vorlage eines Wertgegenstandes wurde ein dazu verhältnismäßiger Geldbetrag ausgezahlt, der bei fristgerechter Rückzahlung das Auslösen des Pfandes ermöglichte. Nach Beendigung des ersten Weltkriegs und der darauffolgenden Weltwirtschaftskrise verzeichneten die Pfandleihen einen regelrechten Massenandrang. Jeder Gegenstand wurde selbst gegen geringste Mengen Bares zu Geld gemacht. Zwischen 1933 und 1945 stieg die Anzahl nicht ausgelöster Pfände drastisch an. Gleichzeitig hatten die Pfandleihen mit der Konkurrenz durch den Schwarzmarkt zu kämpfen, auf dem weitaus höhere Geldbeträge für das zu versetzende Objekt flossen.

Etablierung als Kreditinstitut des kleinen Mannes

Unmittelbar nach Durchsetzung der Währungsreform strömten Menschenmassen in die Pfandhäuser, um sich mit dem „Kredit des kleinen Mannes“ Bargeld zu beschaffen. So verhält es sich bis heute. Wer schnell an Geld kommen oder die Wartezeit bei der Bank nicht in Kauf nehmen will, für den ist das Pfandhaus die richtige Anlaufstelle. Ob eine kurzfristige Liquiditätsaufbesserung um Verbindlichkeiten bezahlen zu können, den nächsten Urlaub zu finanzieren oder ein Geburtstaggeschenk für die Tochter zu kaufen; unkomplizierte und schnelle Kredite liegen in der Natur der Pfandleihe.

Gewährleistete Anonymität

Auch wenn die Tätigung einer Versetzung an sich nichts Peinliches ist wahrt das Pfandhaus gegenüber Außenstehenden die Anonymität seiner Kunden. Zwar muss sich jeder Kunde mittels Personalausweis legitimieren, jedoch dient dieser Vorgang lediglich als Absicherung seitens des Pfandhauses. Seit 1938 ist dieses Verfahren gang und gebe, da zum damaligen Zeitpunkt die Rate der nicht ausgelösten Pfände Rekordhöhen erreichte. Darüber hinaus gehen besonders private Pfandhäuser bei der Annahme von Schmuck oder Gold äußerst vorsichtig vor, denn sollte es sich um Diebesgut handeln, sind die Pfandhäuser gesetzlich dazu verpflichtet die Ware ohne Gegenleistung an die Behörden auszuhändigen.